Unternehmer mit sozialem Bewusstsein

Fotografie links: Portrait Ernst Göhner, Fotografie rechts: Göhnerbau mit Fertigelementen, 1950er-Jahre

 

Ernst Göhner gehört zu den Schweizer Wirtschaftspionieren des 20. Jahrhunderts. Er war u.a. mit dem Gründer der Migros, Gottlieb Duttweiler, befreundet. Göhner und Duttweiler teilten den Grundgedanken des «sozialen Kapitals».

Vom Handwerker zum Generalunternehmer
Ernst Göhner wurde 1900 als zweitjüngstes von sechs Kindern in Zürich geboren. Seine Eltern stammten aus Süddeutschland. Nach dem frühen Tod des Vaters übernahm er mit 20 Jahren dessen Schreinerei und Glaserei im Zürcher Seefeld-Quartier. Bald führte er auch erste Bauprojekte aus. In den folgenden Jahrzehnten konzentrierte er sich auf den Wohnungsbau, nicht zuletzt mit dem Ziel, Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen. Zu den besten Zeiten war die Ernst Göhner AG für rund ein Sechstel der landesweiten Bautätigkeit verantwortlich.

Pionier des Elementbaus
Schlüssel zum Erfolg von Ernst Göhner war die Rationalisierung der Bauindustrie. Löste er zuerst die Einzelanfertigung von Türen und Fenstern durch eine normierte Serienproduktion ab, entwickelte er kurz nach dem 2. Weltkrieg zusammen mit dem Architekten Gottfried Schindler das «Schindler-Göhner-System», bei dem die einzelnen Bauteile vorfabriziert und erst auf der Baustelle zusammengesetzt werden. Dank der Elementbauweise konnte schneller, effizienter und günstiger gebaut werden, was während der Wohnungsnot der 1960er- und 1970er-Jahre den überhitzten Markt entspannte.

Ausbau der Göhner-Gruppe und weitere Beteiligungen
Im Lauf der Jahre engagierte sich Ernst Göhner bei verschiedenen weiteren Unternehmen:

  • 1925/1932 Übernahme des Holzverarbeitungsbetriebs TUFA AG (heute EgoKiefer AG)
  • 1934 Gründung der Holka AG, die für die deutsche Auto Union Holzkarosserien für den DKW herstellte und später deren Generalvertreterin für die Schweiz wurde
  • 1944 Gründung der Bauwerk AG (heute Bauwerk Group AG)
  • 1954 zusammen mit einem südafrikanischen Partner Übernahme der Generalvertretung der Auto Union in Südafrika, die später selbst Fahrzeuge produzierte und heute zur deutschen Mercedes-Benz-Group AG gehört
  • seit den 1960er-Jahren zusammen mit Gottlieb Duttweiler und Dieter Bührle Engagement in der Rhein- und Hochseeschifffahrt
  • 1969 Beteiligung mit 40 Prozent an der Panalpina Welttransport (Holding) AG, die 2019 von der dänischen DSV A/S übernommen wurde.

Soziale Verantwortung und Gemeinnützigkeit
Mit seinen Unternehmungen schuf Ernst Göhner nicht nur Tausende von Arbeitsplätzen. Bereits zu Beginn der 1940er-Jahre gründete er verschiedene Fürsorgestiftungen für seine Mitarbeitenden, unterstützte junge Kunstschaffende und Berufsleute, zudem bedürftige Personen und gemeinnützige Institutionen. Ernst Göhner starb 1971 ohne direkte Nachkommen. Sein Vermögen vermachte er – zum Teil bereits zu Lebzeiten – der Ernst Göhner Stiftung. Sein unternehmerisches Lebenswerk, die Göhner-Gruppe, verkaufte er kurz vor seinem Tod an die Elektrowatt AG.

Die Informationsbroschüre über Leben und Werk von Ernst Göhner kann bei der Geschäftsstelle per E-Mail bezogen werden.